ist ja was ganz Feines, meine lieben Leser. Ich kam gerade aufs
Ruderbootfahren, weil eine Bekannte diesen Vorschlag in die Sommerfreizeitrunde (ja, nicht jetzt) geworfen hat. Und ja, ich dachte auch mal, dass das was ganz Romantisches
wäre. Bis vor 4 Jahren. Und zwar am Alpsee, das ist der schöne See, an
dem man sich auch romantische Ruderboote ausleihen und damit mit dem
Blick auf Schloss Neuschwanstein herumschippern kann, bis es nur so
trieft vor Postkartenkulissenromantik. War aber auch echt schön, also
ganze 10 Minuten lang. Mr. Blood war der Steuer- See- und Klabautermann
und ich die feine Dame, die sich exklusiv postkartenromantisch
herumschippern ließ. Dachte ich zumindest. Von wegen exklusiv. Wir
hatten nämlich einen blinden Passagier an Bord. Ob er wirklich blind
war, kann ich Euch nicht sagen, aber zumindest hatte er sechs Haxen mehr
als ich. Und mit seinen acht depperten Beinen saß er auf einmal auf dem
Holzbrett vor mir. Wie Ihr vielleicht wisst, ist unser Verhältnis nicht
unbedingt das Beste. Ich kann ganz prima ohne Spinnen. Und vor allem
ganz prima da, wo ich auch weglaufen kann. Und jetzt lauf mal weg in
einem Ruderboot mitten auf dem Alpsee. Natürlich ist der achtbeinige
Romantikkiller nicht etwa brav auf seinem Holzbrett sitzen geblieben, bis
er wieder am Steg heim ins Netz gehen kann. Nein, rumgelaufen ist er,
von links nach rechts und ich immer vor ihm her. Und wer jetzt denkt,
dass mein rudernder Matrose seiner Dame durch einen gezielten
Ruderpatscher oder einem Platzverweis mittels Achtbeinmannüberbord-
Manöver aus der sagen wir mal etwas unfeinen Lage geholfen hätte, hat
sich aber jetzt geschnitten. Lauthals gelacht und fröhlich mit den
Rudern gewedelt hat er. Bis wir wieder an Land waren. Und wer er als Erster mit einem Riesensatz wieder draußen war, müsst Ihr Euch jetzt
nicht zusammenreimen. Das war es also mit dem Ruderbootfahren und der
Romantik in meiner Frollein Eve Postkartenkitschwelt mit dem windigen
blinden Achtbeinpassagier. Pah, ich fahr nicht mehr Ruderboot.
Euer
Frollein, das in zwanzig Minuten vor triefromantischer Kulisse auf
hoher See mehr Schimpfwörter Richtung Märchenschloss gebrüllt hat, als
der blonde Hans von der Reeperbahn während seiner kompletten
Matrosenkarriere