Donnerstag, 21. März 2013

Auswahlverfahren im Sportunterricht

Heute kommt ein eher nachdenklicher Eintrag, liebe Leser.
Habe gerade beim Kaffeetrinken meine Gedanken schweifen lassen und bin irgendwie im Schulsportunterricht, bei Mannschaftsspielen und dem dazugehörigen Auswahlverfahren gelandet. Kennt Ihr das noch? Es wurden zwei Mannschaftskapitäne gewählt, der Rest der Klasse durfte sich in einer Reihe aufstellen und die beiden Mannschaftskapitäne haben sich abwechselnd ihre Mannschaftsmitglieder ausgesucht. Als Kind fand ich das ganz witzig, war ich doch eines der Kids, die immer ganz schnell aufgerufen wurden, aber jetzt, so ein paar Jahre später muß ich sagen, dass ich dieses Verfahren pädagogisch ganz schön Scheiße finde.
Es war ja immer dasselbe, die sportlichen Kinder wurden immer ganz schnell aufgerufen, und die weniger sportlichen, langsamen Kids standen da wie die Deppen und konnten dabei zusehen, wie sich die Reihe lichtete und sie immer noch keiner haben wollte. Ganz mies für das Selbstbewußtsein heranwachsender späterer Erwachsener. Es muß doch echt ein beschissenes Gefühl sein, wenn Du der-oder diejenige bist, der übrigbleibt und dann wohl oder übel in eine der beiden Mannschaften musst, es will Dich zwar keiner haben, aber mei, so sind nun mal die bekackten Regeln. Und diese Regeln sind wirklich bekackt. Ich weiß ja nicht, ob das heute noch so ist, ich hoffe doch nicht, aber geholfen ist doch dabei echt niemandem, vor allem nicht denjenigen, die glauben, dass sie Verlierer sind, nur weil sie keiner in der Brennballmannschaft haben will. Und ich glaube, so was sitzt tief in der heranwachsenden Seele, auch wenn es von außen gesehen doch "nur ein Spiel" ist. Eigentlich sollte man den sogenannten Brennball dem verantwortlichen Pädagogen ans Hirn werfen, damit der mal über den Unsinn dieses Auswahlverfahrens nachdenkt und sich was anderes überlegt, ein Verfahren, das keinen bloßstellt. Aber wie gesagt, vielleicht ist das auch mittlwerweile so. Würd ich gut finden. So, und jetzt wieder runter zum Kaffee.

Euch einen schönen Mittwoch,
Euer nachdenkliches Fräulein im Sinne der schnöden Unterrichtsmethoden

Mittwoch, 6. März 2013

Eure Themen - Teil 2: Die Gothic Szene - vom Waver zum Cyber

Huhu, liebe Leser,

heute der zweite Teil von "Leser bestimmen, Frollein Eve gibt Ihren Senf dazu". Der Micha wollte, dass ich meine Sicht der Dinge auf den Weg der Waver zum Glühwürmchen darlege. Nun gut. Für die Nichtgoten unter Euch Lesern: Waver ist ein anderer Begriff für Grufti und Cyber ist eine Unterart des Überbegriffes "Grufti", nur in bunt und neonfarben (ja, echt! und ich glaub ich weiß, wie es so weit kommen konnte, siehe weiter unten), denn bei den Gruftis gibt es ganz schön viele Unterarten, die sich auch in Musik, Tanzstil und Outfit komplett unterscheiden. Aber da ich hier weder auf die Ursprünge der Gothicbewegung eingehen noch eine Doktorarbeit über deren Entwicklung schreiben möchte, sondern meine ganz persönliche Sicht der Dinge über die Entwicklung vom Goten zum Cyber geben soll, hier die Kurzkurzkurzform. So: Grufti. Unter Grufti hat natürlich jeder das Bild eines schwarzgekleideten, bleichgeschminkten Trauerkloßes vor Augen. Das war auch mal so, damals, früher, ganz früher. Auch damals, als ich angefangen habe, einer zu sein. Die erste Begegnung mit einer Gruftidame hatte ich Mitte der 80er in München auf dem Marienplatz, als ich als 10-jähriger Knopf mit meinen Eltern da war. Und da stand dieses bleiche, langhaarige, schwarzgewandete Geschöpf inmitten der bunten 80er- Münchner. Fasziniert bin ich zu der Dame hin und habe mich mit ihr unterhalten und fand sie nicht nur unheimlich schön, sondern auch noch unheimlich nett. Meine Entscheidung, wie ich ab jetzt und als Erwachsene aussehen möchte, war hiermit gefallen, was ich auch gleich meinen Eltern armefuchtelnd mitgeteilt habe und die sich darüber unheimlich gefreut haben. Na gut, lange Rede. Was ich damit sagen will ist: als typischer Grufti der 80er und 90er warst Du nur in der Farbe schwarz gewandet. Ab und an mal ein Tupfen bordeaux, smaragdgrün oder dunkelblau, maximal wurde ein weißes Brautkleid zweckentfremdet, aber das war die absolute Seltenheit. Aber das wars an Farben. So, und dann gibt es da noch das WGT, das Wave-Gotik-Treffen. Ein jährlich in Leipzig stattfindendes Treffen der Schwarzkittelträger, das 1992 ganz klein anfing und heute an die 20.000 Besucher zählt. Und da war es so, dass sich eine Anfangs kleine, später immer größer werdende, für den Durchschnittsbürger äußerst außergewöhnlich aussehende Gruppe Gruftis zusammenfand  und miteinander feierte. Und was macht der Durchschnittsbürger, wenn er etwas sieht, was er nicht kennt? Gut, er frisst es nicht, aber er fotografiert es. Und veröffentlicht es. So! Und jetzt sind wir an dem Punkt angekommen, wo es meiner Meinung nach losging mit der Mutation. Dazu müßt Ihr wissen, dass Gothics ziemlich eitle Zipfel sind, das könnt Ihr mir glauben.Und da es sich für einen vornehmen Goten nicht gehört, sich "Hallo Mama"-schreiend ins Bild zu drängen und dabei die anderen fotografiert werdenden Kinder mit Händen und Füßen aus dem Bild zu schieben, hat er sich eben  andere Mittel und Wege ausgesucht, um auch mal mit aufs Foto zu dürfen: der Grufti wurde bunt! Ja klar, weil wer fällt auf unter einem Haufen Schwarzgekleiderter? Und wer wird dann bevorzugt fotografiert? Richtig, der Bunte. Ja, da hatten wir nun den Salat. Von WGT zu WGT konnte man ab jetzt eine Zunahme bunt gewandeter Gruftis verzeichnen. Erst ganz Bordeaurote, ganz Smaragdgrüne, ganz Weiße und ganz Blaue (so und so). Als das auch nicht mehr zog, wurden sie plötzlich Rosa und Lila. Das war dann auch bald überholt und dann, eines Tages hatten wir den Gotengau: Neonfarben! Sie fingen an zu leuchten, und nicht nur von der Farbauswahl her, sie hatten auch noch Leuchtstäbe, mit denen sie beim Tanzen gschaftig herumfuchteln konnten. Und hier sind wir nun angekommen, beim Leuchtkäfer. Ich warte ja noch darauf, dass sich einer mal einen Blinkepfeil von der Autobahnmeisterei klaut, um ihn sich um die Gotenbirne zu wickeln. Und das alles nur, um einmal aufs Foto zu kommen und der Mama winken zu können. Mensch Kinders! Meine Mama hätte sich gefreut, wenn ich ihr BUNT von einem Foto zugewinkt hätte. Aber ich seh schon, die Bunten mag mittlerweile keiner mehr so recht fotografieren, weil sie nicht mehr auffallen unter den ganzen bunten Gruftis und so wird es eines Tages wieder sein, wie am Anfang, sie werden wieder schwarz, weil nämlich dann die schwarzen Gruftis diejenigen sind, die unter den ganzen Buntgruftis so richtig auffallen. Ich bin gespannt. So, soweit meine Theorie. Glaubhaft? ;) Sicher!

Euer Frollein Schwarzkittel, das nur dann leuchtet, wenn es zu blau geworden ist